Immer wieder hören wir die Frage: Wie hat das damals eigentlich mit dem Männerchor begonnen? Lassen wir uns die Antwort vom Chronisten des Vereines geben, der uns aus den Vereinsprotokollen auszugsweise folgendes erzählt:

Eine Gruppe sangesfreudiger und kulturbewußter Männer, die fast jeden Abend in Heger´s Restauration in Atzgersdorf zusammenkamen, um hier gemeinsam das – wie es im damaligen Sprachgebrauch hieß – „ deutsche Lied“ zu pflegen, empfanden es als großen Mangel, daß es nicht auch in ihrer Gemeinde, so wie in vielen anderen Nachbarorten, wo Gesangvereine zum wesentlichen kulturellen und gesellschaftlichen Leben beitrugen, etwas derartiges gab. Daneben war es diesen allesamt angesehenen Bürgern von Atzgersdorf ein Herzensbedürfnis, das unkontrollierte Singen in zielbewußte Bahnen zu lenken.

Der Gastwirt Anton Heger, bis vor wenigen Jahren Bürgermeister von Atzgersdorf und selbst seit seiner frühesten Jugend dem Gesange zugetan, gab bei einer Zusammenkunft den Impuls zur Gründung eines Männergesangvereines. Die Anwesenden waren begeistert.

Die gemeinsam ausgearbeiteten Statuten wurden bereits am 21. März 1880 von der K. &. K – Behörde genehmigt. Damit war der ATZGERSDORFER MÄNNERGESANGVEREIN 1880 geboren! Aus ihrer Mitte wählten sie als ersten Vorstand Herrn Karl Meisgeyer, Bürgermeister von Atzgersdorf. Nach ihm ist heute eine Gasse im 23. Wiener Gemeindebezirk benannt.

Am 19. Juni 1880 konnte die Gründungs-Liedertafel durchgeführt werden, bei welcher der auch heute noch bei allen feierlichen Anlässen gesungene Wahlspruch „HOCH UND HEHR TÖNT UNSER LIED, WENN EINTRACHT IN DEN HERZEN BLÜHT“ zum ersten Male erklang.

Der nun aufstrebende Atzgersdorfer MGV nahm an vielen Veranstaltungen teil. Den Höhepunkt im Vereinsgeschehen vor der Jahrhundertwende bildete aber die Fahnenweihe im Jahre 1896. Es sollte ein richtiges Volksfest werden! Ganz Atzgersdorf prangte in einem noch nie gesehenen Fahnen- und Girlandenschmuck. Die Vereinsfahne zeigt auf rot-weißem Grund auf einer Seite eine Waldanlage, auf der Hirsche und Rehe äsen (Entstehung von Atzgersdorf) mit der Beschriftung: Atzgersdorfer Männergesangverein, und auf der anderen Seite eine goldgestickte Lyra und den eingestickten Wahlspruch des Vereines, sowie die Jahreszahlen 1880 und 1896. Den Abschluß des glanzvollen Festes bildete ein imposanter Festzug mit prachtvoll geschmückten vierspännigen Festwagen, an dessen Spitze Fanfarenbläser in buntschillernden Kostümen aus dem 16. Jahrhundert ritten. Über 60 befreundete Gesangvereine nahmen an dem Festzug teil!